Hallo,
vor einiger Zeit hatte ich mal wieder ein "Schnäppchen" bei in Form eines Mundartbüchleins gemacht,
„Frohi Walz durch die Palz“ von Hanns Glückstein, Heidelberg 1930,
das u. a. das untenstehende Gedicht enthält welches ich euch nicht vorenthalten will und hoffe dem ein oder anderen macht es Spass.
vG
Hans
Familieforschung
Die Menschheit is so owwerflächlich
Vergang´nes scheint ´re newesächlich,
Um morge odder üwwermorge,
Da macht sich heut keen Deifel Sorge,
Die G e g e w a r t is Lewensdorscht
Unn alles annre deß is worscht !
M´r guckt nit links unn guckt nit rechts,
Schtatt Gutes dut m´r bloos noch Schlecht´s,
Keen Mensch froogt nooch ´m annre mehr,
M´r lügt, betrügt so neweher,
Die Tradition werd umgemoddelt,
Unn ohne Ziel dohin gezottelt !
Die Kinner mit moderne Faxe,
Die höre´s Gras im Bodde wachse,
Die Mamme mit de ew´ge Klage
Hott üwwerhaupt nix mehr zu sage,
Unn aach beim Babbe hott´s g´schellt,
Der Kracher, der is abgemeld´t !
Ob Lissel, Lenche odder Kätche,
Ob Lottche, Schorschel odder Bettche,
Ob Heiner, Finche odder Minche,
Ob Karlche, Chrischtel odder Binche,
Ob Euphrosine odder Hans,
Ob Pankraz, Fritzel odder Franz,
Ob Kaschper odder gar Ottilie :
´s froogt keens heut mehr nooch de Familie !
Froogt nooch ´m Ahn eens üwwerzwerg,
Dann schteh´n se do, wie´n Ochs am Berg:
De „Ahn“ ? Mach nor keen dumme Schpäß,
Ja liewer Gott, was is dann deß ?
Ach so ! Du meenscht am End so Ahne,
Wo eem an alte Zeite mahne
Unn wo als halbverdummte Knorre
Sinn eingerahmt unn uffg´hängt worre !
Sei schtill, d i e Leut sinn längscht schunn g´schtorwe,
Die sinn im Bodde drin verdorwe,
M´r losse se in Friede ruhe,
D i e könne nix mehr for uns due,
Drum hawwe se im Weltverkehr
For u n s aach keen Int´resse mehr !
So redde se, die junge Leut,
In dere abgebrühte Zeit,
Unn geh´n als hochmoderne Planze
De neuschte Dackelwackel tanze !
U n n doch, wie is deß intressant,
Werd so e alt´s Familieband,
Recht arg verknottelt unn verschlüppelt,
Uff eenmol widder uffgeknippelt !
Deß is nit leicht, dann schwindlig fascht,
Werd m´r beim Schprung vun Ascht zu Ascht.
M´r muß, um alles zu erraffe,
Halt klettre könne wie die Affe !
Doch wann m´r endlich owwe schteht,
Do hott m´r Aussicht weit unn breet,
Do sieht m´r erscht, was mit eem los is,
Wie weitverzweigt die bucklig Bloos is,
W e r unser Urgroßahne ware,
Unn was for feine Exemplare,
Vun weller Seite-Dynaschtie,
Unn w a n n deß war, wodurch unn w i e,
Wie groß unn dick se worre sinn,
(Ob Glatzkopp odder Doppelkinn)
W o h e r ihr Schiff getriwwe is,
An w e l l e m Schtrand ´s gebliwwe is,
W i e s o de eene unn die anner
Sinn noochher widder ausenanner,
W a s eem g´falle an ´re Krott
Unn w i e v i e l Kinner ´s gewwe hott !
Korzum: wer, wann, woher unn wo,
Warum, wodurch, wieviel, wieso !
Jetz allee hopp, jetz fang halt an
Unn geh mit G´schick unn Eifer dran
Vergrab mit frischgewetzte Schtifte
Dich tief in längschtverschtaabte Schrifte,
Du als in Bücherschränk, in morsche,
Nooch Bilder unn nooch Akte forsche,
Nooch braunvergilbte Blätter such,
Schtudier im alde Kerchebuch;
Unn hoscht nooch mühevolle Schtunne
E e n richtig´s Datum widder g´funne,
Dann fühlscht vum Herz ´n Sandschteen falle,
Unn ´s huppst im Leib wie ´n Gummiballe !
Du reibscht vergnügt dein schteife Finger
Unn trinkscht vor Freed ´n Gimmeldingrer !
Unn hoscht de ganze Krempel z´samme
Mit alle Vättre unn de Mamme,
Die ganze Date z´sammeg´holt,
De Schtammbaum säuwerlich gemoolt,
Dann mach noch an de unnre Aescht
E Anzahl kleene Schildscher fescht,
For die, wo noochher kumme solle
Unn aach am Bäämche bamble wolle !
Betragscht dich awwer selwer schlecht
Unn bischt de Enkel dann nit recht,
Dann werd dein Aeschtel abgerisse
Unn korzerhand ins Feuer g´schmisse !
Drum hüt dich, Freundsche, in deim Wese,
D e i n G´schicht werd schpäter noch gelese,
Wann d´ längscht uff deiner Erdebahn
De letschte Schnapper hoscht getan!
Ist das wirklich schon vor fast 80 Jahren geschrieben oder gestern
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Familieforschung - Gedicht in Mundart (etwas lang geraden)
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Aug 2009
05
16:44
Re: Familieforschung - Gedicht in Mundart (etwas lang geraden)
Gestern, Heute, vor 80 Jahren oder Morgen - das bleibt sich gleich, so sind die Menschen halt...
Schönes Gedicht, auch wenn ich es erst 3x lesen mußte...
Schönes Gedicht, auch wenn ich es erst 3x lesen mußte...
MfG Uwe
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Aug 2009
05
20:56
Re: Familieforschung - Gedicht in Mundart (etwas lang geraden)
Ja Hans, manchmal sind 80 Jahre wie ein Windhauch und wenn mich mein Gedächtnis nicht täuscht, hat vor 1000 oder noch mehr Jahren ein Gelehrter sowas geschrieben wie (im Sinne von): Die heutige Jugend taugt auch überhaupt nichts mehr...
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Aug 2012
26
10:29
Familieforschung - Gedicht in Mundart (etwas lang geraden)
Hallo Hans,
habe gerade in "alten Geschichten" gestöbert und das Gedicht von Glückstein gefunden.
Das ist ja super.
Immer aktuell, ja die Menschheit verändert sich halt nicht.
habe gerade in "alten Geschichten" gestöbert und das Gedicht von Glückstein gefunden.
Das ist ja super.
Immer aktuell, ja die Menschheit verändert sich halt nicht.
schöne Grüße Waltraud vom Neckartal
Wer lächelt anstatt zu toben, ist immer der Stärkere (Japanisches Sprichwort)
meine Namen: Horchheimer,Herkimer,Brox, Zeller, Rauscher, Türscherl, Ascherl, Schulzek, Sulcek,Tregler,Rehwald,
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