Mundartdichtung - Sächsische Mundartliteratur

Hier findet sich zur Abwechslung mal was schöngeistiges, was zum nachdenken und alles das, was den Kopf anstrengt ohne in Mathe auszuarten...
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Aug 2010 12 01:41

Mundartdichtung - Sächsische Mundartliteratur

Beitrag von Foren Mitglied

Hier möchte ich euch mal die berühmt, vergessene Mundartdichterin meiner sächsischen Heimat vorstellen:

Lene Voigt

Das sagt euch Wiki von ihr: Wikipedia: Lene Voigt

Und hier eine liebevoll und übersichtlich gestaltete Seite der Lene-Voigt-Gesellschaft e.V. Lene Voigt

Das nun folgende Gedicht von ihr kennt ihr schon von mir, schwirrt schon irgendwo im Forum, rum:


Aber die Interpretation von Meigl Hoffmann dazu möchte ich euch auch nicht vor enthalten, denn die ist tausendmal besser als meine und nicht zu toppen:



Zu den biografischen Daten Lene brauch ich hier nichts mehr schreiben, denn die könnt ihr in den Links oben nachlesen, so toll könnte ich das eh nicht machen...

Aber hier nun noch eins meiner Lieblingsgedichte von ihr, dass die meißten von euch kennen werden, weil es mal in Hochdeutsch Pflichtlektüre für die älteren unter uns war:

Fortsetzung folgt...
Liebe Grüße aus Berlin von Sylke

Wir sind alle Engel mit nur einem Flügel und müssen uns umarmen, damit wir fliegen können.
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Aug 2010 13 08:28

Re: Mundartdichtung - Sächsische Mundartliteratur

Beitrag von Foren Mitglied

Nämlich: Dr Zauwerlährling

Heite bin ich mal alleene
Un dr Meester iwer Land.
Ei härrjehses, das wärd scheene:
Jetz dud zauwern meine Hand!
Nu gomm här, du alder Bäsen,
Riehr´dich flink un socke los!
Ich bin ooch ä heeres Wäsen,
Nich etwa dr Meester bloß.

Gugge doch, schon dudr flitzen
Wie ä Wiesel hin un här!
Freilich, där gann ooch mal schwitzen,
Ich habb´s grade reichlich schwär.
Da, schon bringtr Uffwaschwasser!
So is hibbsch, mei braves Dier.
Wänn dr Meester wißte, daßr
Hat´ne Gongurränz in mir!

Fortsetzg folgt... :mrgreen:
Liebe Grüße aus Berlin von Sylke

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Re: Mundartdichtung - Sächsische Mundartliteratur

Beitrag von Foren Mitglied

Dr Bostillion
Gleene Wälkchen, silbrichweiß,
baumelten am Himmel,
un dr Mond, rund wie ä Greis,
schtak in däm Gewimmel.

Uff dr Ärde bliehten scheen
Bliemchen, Boom un Bische,
Liewesbäärchen sahk mer schtehn
schtumm in jeder Nische.

Eens, das geene Nische fand,
weil besätzt se alle,
nitten uffn Wäge schtand.
Da gommt mit Grawalle.

Bletzlich änne Gutsche a,
die sitzt voller Leite.
Laß dir raten, junger Mann:
Zätt de Braut beiseite!

Bostillion mit Beitschengnall
warnt die beeden Sinder.
Awer doob fier jeden Schall
bleim de Amorschginder.

Schmundzelnd schtobbt dr Bostillio
jetzt sich änne Feife.
In dr Gutsche riehrt sich schon
Schimfen un Gegeife.
Gutscher, heh, was is dänn los?
Warum hält dr Wagen?
"Änne gleene Banne bloß,
`s hat nich viel zu sagen."

Seitwärts in de Bische dann
de Verliebten schleichen,
un dr brave Gutschersmann
gibt sein Färd ä Zeichen.

Wie dr Wind schtiebt das jetzt los,
daß de Bassaschiere
falln sich alle uff dn Schoß,
Fraun un Gavaliere.

Feixend heert dr Bostillion
grietschen manche Scheene,
Beitschengnall un Bosthorndon
mischt sich in die Deene.

So `ne richtche Maiennacht,
wo dr Mondschein lachte,
hat schon manches fertchgebracht,
woran geener dachte.....


Peter

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Re: Mundartdichtung - Sächsische Mundartliteratur

Beitrag von Foren Mitglied

Dr Abbelboom
Da hätt ich neilich mal gee Gäld,
doch Hunger um so schlimmer,
wie`s das sähr oft gibbt uff dr Wäld
zu wohl wärd`s een ja nimmer.

Ä Abbelboom am Wääsche schtand,
dran bammelten viel Frichte,
da leecht ich mich an Schtrßenrand
un dat als ob ich dichte.

In Wärklichgeet da schielt ich nuff
bloß egal zu dän Äbbeln,
bis ändlich sich dr Wind macht uff
ließ welche runtersäbbeln.

Die schtobbt ich in mein Bombadur
und fraß een nachn andern.
Nu braucht ich doch dorch Wald un Flur
nich hungrich mähr zu wandern.

Peter

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Re: Mundartdichtung - Sächsische Mundartliteratur

Beitrag von Foren Mitglied

Ich habe es schon auf unserer Familienhomepage, aber ich denke, es passt auch hier ganz gut hin:

Rodgäbbl (Rotkäppchen):
MfG Uwe

***********************************

In einer friedlichen Familie kommt das Glück von selber
(aus China)

Wer seinen eigenen Stammbaum in eine Datenbank eintragen möchte, findet hier die Möglichkeit dazu (DATENPOOL)


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Aug 2010 14 15:50

Re: Mundartdichtung - Sächsische Mundartliteratur

Beitrag von Foren Mitglied

Um das eine oder andere hier zu verstehen, macht sich ein Sprachkurs manchmal ganz gut. Eine schöne Idee und Umsetzung gibt es auf der Homapge http://www.barockstadt-dresden.de

Für den schnellen Klick zu den einzelnen Lektionen, wo ihr Begriffe, Zahlen usw. erlernen könnt, habt ihr hier:

http://www.barockstadt-dresden.de/stadt ... musik.html


Nebenbei bietet diese Seite auch noch viele Informationen zu Dresden selbst. Viel Spaß meine lieben...
Zuletzt geändert von Foren Mitglied am Samstag 14. August 2010, 16:05, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Code angepasst
MfG Uwe

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Re: Mundartdichtung - Sächsische Mundartliteratur

Beitrag von Foren Mitglied

`s Heidereeslein in Sachsen

Midden uff dr Dräsdner Heide
schtand ä Weib in rosa Seide.
Schigge Schtrimbe, Bubigäbbchen,
an dn Ohrring goldne Gnäbbchern.

Da kam ä Modorradfahrer.
Ohne Soziusbubbchen warer.
Däm lief mit gogädder Miene
`s Freilein flink vor de Maschine.

"hald" so rief de gägge Gleene.
"Nimm mich mit, sonst wär`ch gemeene!"
Wubbdich, schwangse sich uffs Rädchen.-
Ja, so sin de sächs`schen Mädchen.

Peter

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Re: Mundartdichtung - Sächsische Mundartliteratur

Beitrag von Foren Mitglied

I break together! :lol:

Jan
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Re: Mundartdichtung - Sächsische Mundartliteratur

Beitrag von Foren Mitglied

Lieber Jan,

dit is doch nix zum zusammenbrechen, das iss echtes säxsch ;-) ::Winki:: Da hab ich mich echt schon mit schwierigerer Mundartliteratur rumgeschlagen, zb der erzgebirgische Dialekt, aber viel härter finde ich Bayrische Mundartliteratur und Plattdütsch und schwäbischen und schweizerischen Dialekt kenn ich aus der "Hausfrauenliteratur", der ist zwar dann sicher nicht ganz astrein, wie zum Beispiel in dreien der ersten Bücher von Hera Lind, aber für einen Leser einfach köstlich zu lesen weil man (ich jedenfalls) in diesem Moment die sprechende Person komplett vor dem geistigen Auge hat und sich diese Figuren wirklich durch die Sprache materialisieren in meinem Kopf... ::breigrins::
Liebe Grüße aus Berlin von Sylke

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Aug 2010 16 11:05

Re: Mundartdichtung - Sächsische Mundartliteratur

Beitrag von Foren Mitglied

De Fräsche
Ä Froschdeich, där war zugefrorn.
De Fräsche hoggten draumverlorn
ganz schtill un schtumm im Schlamme drin
un deesten drahnich vor sich hin.

Bis schließlich eener schbraach: Heert druff:
Daut unser Eis zum Frijahr uff,
dann sing mir wie de Nachdigalln,
denn`s Gwaaken hat mr nie gefalln.

Jawoll, so fieln de andern ein,
mir grinden ä Gesangsverein.
Da solln de Mänschen awer schbann,
was so ä Frosch nich alles gann.

Doch wie dr scheene Frihlink gam
un lind vom Deich de Däcke nahm,
da wards dän armen Fräschen glar,
daß ähmd ir Los äs Gwaaken war.

Sie gahm sich färchterliche Mieh
vor Anschtrengunk zerblatzt manch Vieh.
De Schgala schriense ruff un runter
doch ä Garuso war nich drunter.

Peter

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