Hans Kühnling hat geschrieben:Hallo Nicole,hab da noch was "ausgebuddelt" wie Sylke so schön immer meint:Johannes SCHAUFF, Siedlungsexperte, * 19.12.1902 Stommeln/Pulheim bei Köln, † 19.5.1990 Bad WiesseeVielleicht ist es noch nicht so oder überhaupt bekannt und hilft eventuell.vGHans
Hallo,
da mein Link nicht mehr funktioniert und der neue unten angehängte, gebe ich hier mal den Inhalt der betreffenden Seite als Zitat.
QUELLE:
Bayerischen Staatsbibliothek.
"Deutsche Biografien"
Schauff, Johannes
Siedlungsexperte, * 19.12.1902 Stommeln/Pulheim bei Köln, † 19.5.1990 Bad Wiessee, ⚰ Rom, Città del Vaticano. (katholisch)
Genealogie:
Aus niederrhein. Bauernfamilie; V Jakob, Lehrer, dann Gastwirt mit kl. Landwirtsch.; M Sofia Müller; ⚭ Berlin 1926 Karin Mager (1902–99), aus Gemünd (Eifel), Schriftst. (s. W); 9 K .
Leben:
S. wuchs mit sieben Geschwistern in beengten Verhältnissen in einem politisch interessierten kath. Elternhaus auf. Nach der Gymnasialausbildung in Münstereifel (Abitur 1922) studierte er in Berlin Staatswissenschaften und Neuere Geschichte. Er geriet in den Bannkreis von Carl Sonnenschein (1876–1929) und engagierte sich im „Windthorstbund“ sowie im Kartell der dt. Republikanischen Studentenschaften. 1925 wurde er in Leipzig mit einer staatswissenschaftlichen Dissertation zum Dr. phil. promoviert. S.s beruflicher Weg führte seit 1925 über das Institut für Konjunkturforschung in Berlin 1927 in die „Gesellschaft zur Förderung der Inneren Kolonisation“. Als Leiter ihrer Siedlervermittlung (seit 1931; Reichsstelle f. Siedlerberatung) und Mitglied des Vorstands bzw. Aufsichtsrats von Siedlungsgesellschaften und -banken, auch für das Kath. Siedlungswerk, sowie als Mitherausgeber der Monatsschrift „Der Ost-Siedler“ (1930-33) wurde S. zum Experten für ländliche Sied|lung im Rahmen einer Agrarreform Ostdeutschlands. Seiner Untersuchung über das Wahlverhalten der Katholiken 1871-1928 (1928) folgten Beiträge zugunsten eines Mehrheitswahlrechts.
1932 Mitglied des Reichstags (Zentrum), verlor S. 1933 sein Mandat und seine Ämter. Die inzwischen siebenköpfige Familie zog nach Steinfeld (Eifel). S. bereitete eine Emigration nach Brasilien vor, wo er 1934 ersten Landbesitz erwarb. 1937 emigrierte die Familie nach Rom, 1939 nach Rolandia. In der brasilian. Neuheimat gelang S. der Aufbau einer schließlich auch wirtschaftlich blühenden Fazenda. 1945 organisierte er Hilfssendungen nach Europa, wohin er 1949 zurückkehrte. Von Rom und Sterzing (Südtirol) aus arbeitete S. an der Lösung internat. Flüchtlings- und Siedleraufgaben mit, 1951 in der „Internat. kath. Auswanderungskommission“ in Genf.
Während des II. Vaticanums (1962–65) vermittelte er in Rom Kontakte der SPD zum Vatikan und förderte die Aussöhnung zwischen dem dt. und dem poln. Episkopat. 1966-72 gehörte S. dem Päpstl. Komitee für das Laienapostulat, der späteren Kommission Justitia et Pax, an. Er trug zur Bewältigung des „Umsiedlerproblems“ in Südtirol bei, unterstützte den Aufbau der Christl. Demokratie in Lateinamerika und die Entwicklungspolitik. 1966 förderte er das Zustandekommen der Großen Koalition, weiterhin zudem die Erforschung der jüngsten Geschichte der Emigration und des Katholizismus. Als Wanderer zwischen Völkern und Kontinenten war S. Vorkämpfer für innerstaatliche wie Völkerverständigung, Anwalt von Minderheiten wie von Flüchtlingen und Vertriebenen, schließlich Pionier für internat. Siedlungsarbeit|
Auszeichnungen:
Zahlr. nat. u. internat. sowie päpstl. Auszeichnungen.
Werke:
Die method. Grundlagen d. Großhandelsindexziffernberechnung, Diss. Leipzig 1925 (ungedr.); Die dt. Katholiken u. d. Zentrumspartei, Eine pol.-statist. Unters. d. RTwahlen seit 1871, 1928 (neu hg. u. eingel. v. R. Morsey u. d. Titel: Das Wahlverhalten d. dt. Katholiken im Ks.reich u. in d. Weimarer Rep., Unterss. aus d. J. 1928, 1975); Die West-Ost-Siedlung in d. J. 1927-1930, 1931; Wer kann siedeln?. Berufskrise u. Bauernsiedlung, 1932; Osthilfe u. Siedlung [anonym]. in: Das Zentrum 4, 1933, S. 49-75; Aus meiner berufl. u. pol. Arbeit (Dez. 1934), in: Dr. J. S., in Stommeln geboren – in der Welt zuhause, hg. v. d. Stadt Pulheim, 1984, S. 18-21; Die landwirtschaftl. Erschließung Lateinamerikas u. d. Btr. Europas, in: Die Neue Ordnung 15, 1961, S. 1-8; Die Bodenreform in Chile, in: Stimmen d. Zeit 172, 1962/63, S. 96-104; Auswanderung nach Roland – Gründe u. Hintergründe, in: Um d. Freiheit willen, Eine Festgabe f. u. v. J. u. Karin S. z. 80. Geb.tag, hg. v. P. Gordan, 1983, S. 179-93 (P); Vielleicht hätte es einige Tausend Tote gegeben, Gespräch mit Dr. J. S., in: G. Knopp u. B. Wiegmann (Hg.), Warum habt Ihr Hitler nicht verhindert?, 1983, S. 20-27; – Hg.: Neues Wahlrecht, Btrr. z. Wahlreform, 1929; Volk u. Volksbildung in Dänemark (mit Karin Schauff), 1931; World Migration Movements, Congressbook of the Internat. Catholic Migration Congress (Mithg.), 1954; 25 J. Rolandia. Studien z. Besiedlung d. Nordens v. Paraná, 1957; Landerschließung u. Kolonisation in Lateinamerika, 1959; |
Nachlass:
Nachlaß: IfZ, München; – zu Karin: Heinrich v. Brentano di Tremezzo, Der Mensch u. Freund, in: Erbe u. Auftrag 41, 1965, S. 47-52; Erinnerung an Ludwig Kaas, 1972; Brasilian. Garten, 1970 u. ö.; Ein Sack voll Ananas, 1974; Das Klingelband, 1979; Schreib mir alles, Mutter, 1987.
Literatur:
G. Kohlhepp, Agrarkolonisation in Nord-Paraná, 1975; R. Woller, in: Rhein. Merkur v. 4.3.1983 (P); Um d. Freiheit willen […]. 1983 (s. W); G. Dornseifer, in: Pulheimer Btrr. z. Gesch. u. Heimatkunde 9, 1985, S. 84-91; R. Morsey, Ein ungewöhnl. dt. Schicksal im 20. Jh., J. S., ebd., S. 97-108; ders., Gründung u. Gründer d. Komm. f. Zeitgesch. 1960-1962, in: HJb. 115, 1995, S. 453-85; ders., in: Zeitgesch. in Lb., hg. v. J. Aretz u. a., 8, 1997, S. 233-46, 322 f. (P); Dieter M. Schneider, J. S. (1902-1990), Migration u. „Stabilitas“ im Za. d. Totalitarismen, 2001 (W, P); T. Bendikowski, „Lebensraum f. Volk u. Kirche“, Kirchl. Ostsiedlung in d. Weimarer Rep. u. im „Dritten Reich“, 2002; BHdE I.
Alle Rechte an diesem Artikel liegen bei Autor:
Rudolf Morsey
Empfohlene Zitierweise:
Morsey, Rudolf, „Schauff, Johannes“, in: Neue Deutsche Biographie 22 (2005), S. 589-590 [Onlinefassung]; URL:
http://www.deutsche-biographie.de/pnd118606646.html
ZITATENDE
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Hans