Praetor Zobelicus

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Mai 2011 13 23:47

Praetor Zobelicus

Beitrag von Foren Mitglied

Hallo in die Runde,

im kath. KB von Oberbalbach (Württemberg) fand ich folgende Berufsbezeichnung:

Praetor Zobelicus

Diese Bezeichnung taucht über 3 Generationen in verschiedenen Einträgen zwischen 1690 - 1755 meiner Vorfahren auf.
Kleiner Hinweis: Die Ortsherrschaft waren die Herren Zobel von Giebelstadt, was den "Zobelicus" erklären dürfte

Aber was genau ist ein Praetor ? Uns was waren seine Aufgaben ?

In verschiedenen Wörterbüchern und Webseiten finde ich Übersetzungen wie: Feldherr, Statthalter, Amtmann, Verwalter usw.

Zudem stellt sich mir die Frage warum 3 Generationen dieses Amt inne hatten ? Vererbliches Amt oder einfach nur Vetternwirtschaft ?

Danke vorab für Eure Meinung.
Gruß, Marc
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Mai 2011 14 00:16

Re: Praetor Zobelicus

Beitrag von Foren Mitglied

Hallo Marc,

ich antworte Mal ohne Gewähr:

Ich hatte ähnliche Einträge in Urkunden meiner Vorfahren, die 400 Jahre alt sind (natürlich in Latein). Praetur, auch eingedeutscht Prätur, ist soweit ich das in Erinnerung habe, der Hinweis auf eine Führende Persönlichkeit, was noch aus der Zeit der Römer stammt.

Bei mir war ein Vorfahre ein sogenannter Gerichtszwölfer, dessen Sohn das später auch wurde. Oft habe ich das in Zusammenhang mit dem Begriff Stabhalter gelesen. Es waren die Ämter, bevor man in Deutschland den Bürgermeister einführte, um es sich in etwa vorstellen zu können.
In meinen Urkunden hatten Zwölfer oder Stabhalter immer einen solchen auch als Paten ihrer Kinder. Das einer meiner Wiegert schon um 1600 Zwölfer war, spricht für seine Persönlichkeit, zumal diese Familie in BaWü den Dreißigjährigen Krieg gut überstanden hatte. In direkter Nachfolge ging das bei meinen Vorfahren bis ca. 1720, als ein Sohn eines Zwölfers Bürgermeister wurde. Alle in direkter Linie Vorfahren von mir.

Ob es das nun genau ist, was Du hier gefunden hast, weiß ich nicht, aber es geht auf jeden Fall in diese Richtung.

Meines Wissens lässt sich der Ursprung des Begriffs Praetur nicht mehr ganau nachvollziehen (geschichtlich betrachtet), aber evtl. weiß das ja noch jemand besser in der forschenden Runde.
Zuletzt geändert von Foren Mitglied am Mittwoch 18. Mai 2011, 22:18, insgesamt 1-mal geändert.
Viele Grüße aus Zerf, Stephan
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Mai 2011 18 03:01

Re: Praetor Zobelicus

Beitrag von Foren Mitglied

Hallo Stephan,

danke für Deine Antwort und die interessanten Ausführungen. Hatte zwischenzeitlich noch mit Forscherkollegen gesprochen. Da war auch eine Tendenz in Richtung Amtmann / Schultheiß zu erkennen.

Aber das solche Ämter in der Familie weitergetragen wurden hatte ich bisher noch nicht gesehen. Aber da haben wir beide ja schon 2 Beispiele.
Kannte das eher im handwerklichen Bereich. Habe z.B. in meiner AL über 7 Generationen Bäcker oder 5 Generationen Zimmermänner....

Bei den Handwerkern hat das aber sicher auch mit dem Erbe der Werkzeuge und dem Weitergeben von diversen Fähigkeiten zu tun.

Viele Grüße,
Marc
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Re: Praetor Zobelicus

Beitrag von Foren Mitglied

Ich bin kein großer Lateiner, aber von dem was jetzt schon geschrieben wurde, kann ich für meine Region bestätigen, dass Amtmänner, Bürgermeister oder Burmester bzw. Vögte über den (Bauern-, Guts-) Hof vererbt wurden. War sozusagen ein eingetragenes Grundrecht im Grundbuch eines Grundstückes...
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Re: Praetor Zobelicus

Beitrag von Foren Mitglied

Hallo Marc,

ich glaube, dass wir richtig liegen. Das Wort Schultheis kommt in meinen Urkunden in diesem Zusammenhang auch vor.
Viele Grüße aus Zerf, Stephan
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Re: Praetor Zobelicus

Beitrag von Foren Mitglied

Hallo Stephan & Michael,

danke nochmal für Eure Info´s. Ich habe nun Urkunden gefunden, in denen der besagte "Praetor" auch Grundstücke im Namen der Ortsherrschaft Zobel v.G. verkauft hat und weitere Angelegenheiten um Besitzverhältnisse der Herrschaft geklärt hat.

Ich gehe deshalb davon aus, daß es sich weniger um einen Bürgermeister sondern eher um eine Art "Amtmann" oder "Verwalter" gehandelt hat.

Viele Grüße,
Marc
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Re: Praetor Zobelicus

Beitrag von Foren Mitglied

In der Verfassungsreform von 367 n.Chr. wurde den Konsularen der Prätor an die Seite gestellt, der ihn in allen Bereichen unterstützen sollte, wobei der Hauptaugenmerk auf die
Gerichtbarkeit gelegt war. Es war also ein Erfüllungegehilfe eines Konsuls. In der römischen Verfassung waren 2 Konsule, die vom Senat gewählt wurden, die verfassungsgebenden
Organe, die auch mit der Kriegsführung beauftragt wurden. In Kriegszeiten folgte der Prätor seinem Konsul auch ins Feldlager. Konsul konnte nur derjenige werden, der vorher das Amt des Praetors versehen hatte.
Der Prätor war also ein gewählter römischer Beamter. Davon dürfte die Prätur in Deutschland wohl auch abgeleitet sein, nur mit anderen Aufgabenbereichen.

Peter

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Re: Praetor Zobelicus

Beitrag von Foren Mitglied

Hallo in die Runde,

ja, den Verweis auf die Römer hatte ich in meiner ersten Antwort auch schon drin. Es waren dann wohl sowas wie Gerichtszwölfer oder Stabhalter. Die konnten ja auch über Tod und Leben entscheiden.
Viele Grüße aus Zerf, Stephan
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